Passap D / Passap D Junior

ca. 1951 - 1960er

Richtig alte Strickmaschinen sind eine meiner Leidenschaften – vor allem Krausstricker finde ich sehr faszinierend.
Eigentlich können Strickmaschinen nicht kraus stricken, das liegt an ihrem Aufbau und der Art und Weise, wie sie die Maschen bilden.
Bei den moderneren Maschinen von Brother kann man sich entweder mit einem Maschenwendekamm, einer sogenannten Garter Bar behelfen, oder mit einem KG, einem elektrischen Strickschlitten, der auch kraus stricken kann.
Bei Pfaff-/Passap-Maschinen geht das mit den Umhängeschlitten (U70-U100). Oder man geht, wie ich, ganz zurück zu den Wurzeln und strickt auf einer Passap D (Junior).

Diese „Maschinen“ sind in einem schönen Holzgehäuse untergebracht und haben anstatt Nadeln Zughaken.
Der Faden wird von Hand eingelegt, die Maschen selbst liegen auf Zinken eines Kammes und werden durch die Bewegung der Zughaken gebildet.
Wenn man kraus stricken möchte wird das Strickstück nach jeder Reihe nach hinten übergelegt, das nennt man passapieren,  der Kamm aus der Halterung gelöst, gedreht und wieder eingerastet – dann folgt die nächste Reihe.
Wie auch beim Handstricken ergeben 2 Reihen 1 Krausrippe.
Da der Zinkenabstand ebenso 5mm Abstand hat wie die Nadeln der Duomatic kann man zB auch gut beide Maschinen kombinieren: man strick zB ein Ärmelbündchen kraus auf der Passap D, nimmt die Maschen vom Kamm auf einen Sockenwendekamm und hängt sie auf die Duomatiknadeln.
Glatt rechts kann sie auch, dann natürlich auch weniger umständlich. Apropos umständlich: die Anschlagreihe ist etwas diffizil, aber danach und mit etwas Übung geht das passapieren und das Drehen des Kamms recht flott – und es macht Spaß, ehrlich 🙂
Hier habe ich vor einiger Zeit 2 Videos gemacht, da seht ihr in groben Zügen, wie die Handhabung ist, bitte klickt hier und hier.

Der Unterschied zwischen einer Passap D Junior und einer Passap D ist recht gering: die Passap D hat einen Hülsen- und einen Zapfenkamm, sowie kleine verschiebbare Maschenmarkierer. Die Passap D Junior nur den Zapfenkamm und keine Markierer. Der Rest ist identisch und glatt rechts und kraus können auch beide.

Die Mechanik im inneren ist recht einfach und gut zu reparieren, meist ist das Holzgehäuse etwas mitgenommen durch Feuchtigkeit und falsche Lagerung. Beim Auseinandernehmen empfehle ich von jedem Schritt Fotos zu machen und die Schrauben, Muttern und Unterlegscheiben je Abschnitt in einen separaten Behälter zu füllen – und davon hat´s wirklich jede Menge.

Meist gehen die Schieber der Zughaken nur schwer, stockend oder gar nicht mehr: das kann in den meisten Fällen jedoch gut behoben werden.
Zunächst werden die Seitenteile aus Kunststoff entfernt, dann die obenliegende Holzverkleidung nach links herausgeschoben. Danach wird quasi alles an sichtbaren Schrauben und Muttern entfernt und man kommt ins Herz der Maschine: das besteht aus zwei durch eine Feder verbundene Kunststoffrolle auf der ein Blechstreifen aufgewickelt ist. Damit werden die Zughaken bewegt und diese Blechstreifen haben gerne Knicke oder Unebenheiten, die eben das verhindern. Manchmal ist auch die Feder defekt, aber auch diese kann ersetzt werden.

Hauptsächlich fehlt den meisten Krausstrickern eine gründliche Reinigung, Holzpflege und etwas Ballistol. Hilfreich ist auch ein Heißluftfön, der die Knicke aus dem Blechband verbannt.
Mein Neuzugang funktioniert nun wieder einwandfrei, das Holz habe ich mit einem speziellen Pflegemittel wieder aufgehübscht und sie strickt ganz problemlos.
Hier ein paar Impressionen: